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Gefiederte Wintergäste

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Flora & Fauna Schweiz, Naturzentrum Thurauen
Im Winter schläft die Natur – könnte man meinen. Doch wer genau hinsieht entdeckt so einiges! Vor allem Vögel sind in dieser Jahreszeit gut zu beobachten. In den Thurauen kann man besondere Tiere entdecken, die nur den Winter bei uns verbringen.

Gefiederte Wintergäste

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Flora & Fauna Schweiz, Naturzentrum Thurauen
Im Winter schläft die Natur – könnte man meinen. Doch wer genau hinsieht entdeckt so einiges! Vor allem Vögel sind in dieser Jahreszeit gut zu beobachten. In den Thurauen kann man besondere Tiere entdecken, die nur den Winter bei uns verbringen.

Die einen kommen, die anderen ziehen

Viele Vögel ziehen im Winter von hier in den warmen Süden, während andere aus dem Norden zu uns kommen. Wir nennen sie «Wintergäste». Zu den prominentesten Gästen, die gleichzeitig auch am zahlreichsten erscheinen, gehören die Entenvögel. Sie sind vor allem an grossen Seen zu beobachten. Aber auch am Rhein und an der Thur beziehen sie ihr Winterquartier. Häufig anzutreffen ist die Krickente (Anas crecca). Im Titelbild ist ein männliches Exemplar zu sehen, der typische grüne Flügelspiegel beider Geschlechter ist nur knapp erkennbar. Sie zählt zu der kleinsten Entenvogelart, die sowohl in der Schweiz als auch in ganz Europa vorkommt. Wenn in den Brutgebieten im Norden Europas und Asiens die Seen und Tümpel zufrieren und ihre Nahrung knapp wird, zieht sie in mildere Gebiete.

Eine Schönheit, die sich wieder etabliert

Eine weitere auffällige Art, die vor allem im Winter in den Thurauen anzutreffen ist, ist der elegante Silberreiher (Ardea alba). An den Ufern von Flüssen und Seen watet er oder stelzt über Wiesen auf der Suche nach Nahrung. Das schöne weisse Kleid des Reihers wurde ihm im 19. Jahrhundert fast zum Verhängnis. Beinahe wäre er ausgerottet worden, denn seine Federn zierten die Hüte der Oberschicht und wurden als Damenschmuck benutzt. Schutzmassnahmen führten in ganz Europa zu grossen Erholungen der Bestände und erfreulicherweise dehnt sich das Brutgebiet des Silberreihers stets weiter aus. In der Schweiz wurde die erste Brut 2013 dokumentiert, nachfolgende Bruten werden aber wohl weiterhin eine Ausnahme bleiben.

Der Silberreiher profitiert von gezielten Schutzmassnahmen.
Anzahl Silberreiher in der Schweiz, gezählt jeweils im Januar. Noch in den 90er Jahren wurden wenige Vögel gezählt , sind die Wintergäste mittlerweile mit mehreren hundert Individuen vertreten.

Unklare Zukunft des Vogelzugs

In den 60er Jahren wanderte eine neue Art in unsere Gewässer ein. Die Zebramuschel (Dreissena polymorpha) hat viele Gewässer erobert und vermehrt sich massiv, wobei sie andere Arten verdrängt – solche Arten werden als «Neozoen» bezeichnet. Die Zebramuscheln haben auch Auswirkungen auf den Vogelzug. Am Bodensee beobachtete man beispielsweise, dass ziehende Tauchenten wie etwa die Reiherente (Aythya fuligula) das neue Nahrungsangebot nutzen und mehr Vögel am Bodensee überwintern, statt in den Süden zu ziehen. Seit 2016 wird zudem vermehrt die Quaggamuschel (Dreissena bugensis) nachgewiesen, deren Auswirkung noch Gegenstand von aktuellen Forschungen ist. Auch der Klimawandel verändert den Vogelzug. Während Kurzstreckenzieher aus der Schweiz bereits heute immer früher zurückkehren oder gar nicht mehr wegziehen, kann das auch bei unseren Gästen aus dem Norden der Fall sein. Allerdings werden sich deren Brutgebiete mit dem Auftauen des Permafrosts sowieso stark verändern. Es ist noch unklar, ob die Vögel mit einem veränderten Vogelzug darauf reagieren und wie die Bestände in Zukunft aussehen werden. 

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