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Wie alles begann

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Blog, Nachhaltige Entwicklung
Was vor vielen Jahren als Projekt einer Visionärin anfing, feierte im Jahr 2021 Jubiläum. Die Rede ist von unserem Naturzentrum Thurauen. Eine Mitarbeiterin der ersten Stunde, Cornelia Jenny, und die aktuelle stellvertretende Leiterin des Naturzentrums Thurauen, Sonja Falkner, erinnern sich an die letzten paar Jahre.

Wie alles begann

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Blog, Nachhaltige Entwicklung
Was vor vielen Jahren als Projekt einer Visionärin anfing, feierte im Jahr 2021 Jubiläum. Die Rede ist von unserem Naturzentrum Thurauen. Eine Mitarbeiterin der ersten Stunde, Cornelia Jenny, und die aktuelle stellvertretende Leiterin des Naturzentrums Thurauen, Sonja Falkner, erinnern sich an die letzten paar Jahre.

von: Cornelia Jenny

Vor über 20 Jahren

Nein, eine Stelle könne er mir nicht anbieten in seinem Umweltbüro, meinte der Herr mit tiefer Stimme am Telefon, aber er kenne eine Frau, welche eine Stiftung gegründet habe und Unterstützung brauche bei der Umsetzung all ihrer Ideen. Also meldete ich mich bei dieser Frau. Sie hiess Regina Frey und hatte eigentlich keine Zeit für ein Gespräch. Also vereinbarten wir einen Termin für ein Treffen in Winterthur.

Absolut fasziniert kehrte ich am Abend nach Hause zurück. Diese Frau Frey hatte unglaublich viele Ideen, nein, Visionen, und ihr Wille, diese Visionen anzupacken und umzusetzen, waren enorm stark spürbar und fesselten mich ungemein. Ich googelte die Stiftung PanEco, eine winzig kleine NGO mit Sitz im malerischen Berg am Irchel.

Der Zeit voraus

In den wenigen Informationen, welche ich bis dahin gefunden hatte, waren zwei Begriffe unübersehbar: «Umweltbildung» und «nachhaltige Entwicklung». Mit dem Begriff Umweltbildung konnte ich viel anfangen, war es doch genau das, was ich mir als Berufsbild für meine Zukunft vorstellte und worüber ich auch schon eine ganze Menge Erfahrungen gesammelt hatte. In der Schweiz war nicht nur der Begriff relativ unbekannt, sondern auch die Möglichkeiten zur Anwendung der Umweltbildung. Und dann noch diese «nachhaltige Entwicklung»… Heute unvorstellbar, dass im Jahr 1998 noch kaum jemandem dieser Begriff geläufig war. Heute ist er in aller Munde, medial fast zu Tode getreten und im Leitbild jeder Institution oder Firma, welche sich zeitgemäss entwickeln möchte, dick hervorgestrichen. Im Wortschatz von Regina Frey und im Leitbild der Stiftung PanEco war der Begriff aber schon damals bereits fix verankert – also der Zeit um Jahre voraus.

Eine Vision wird Realität

Bei einer Besprechung im alten Schulhaus von Berg am Irchel und offiziellem Sitz der Stiftung PanEco beraten Regina und ich uns über die anstehenden Projekte – also hier mitten im Zürcher Weinland. Ich, damals jung und offen und Regina, mit einiger Lebenserfahrung und visionär. Ich wurde von der Stiftung für eine Bedürfnisabklärung zum Thema «Umweltbildung – ein Bedürfnis?» beauftragt. Aus dem Auftrag wurde eine feste Anstellung.

Zusammen mit Regina Frey baute ich die Umweltbildung in Berg am Irchel schrittweise auf. Ein Projektpartner der ersten Stunde war schon damals die (zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Stiftung gehörige) Greifvogelpflegestation Berg am Irchel. Viele Schulklassen kamen bereits in diesen Jahren in die Station. Ergänzend boten wir den Klassen dann die Beobachtungen der Greifvögel im Flaachemer Feld an, also in deren natürlichem Lebensraum. Auch der grosse Garten in Berg am Irchel (heute BungertHof) wurde schon bald fix in unser Umweltbildungsprogramm integriert. Unter anderem fanden Teichbaukurse, Filzkurse und Vorträge über Schafe statt.

Geschichten aus dem Büro

Die Stiftung PanEco wuchs und das Büro in Berg am Irchel, welches mit seinem Herzstück, dem grünen Kachelofen, immer noch etwas an eine Schulstube erinnerte, musste renoviert und den Ansprüchen eines neuen Büros mit diversen Arbeitsplätzen und Infrastrukturen gerecht werden. Bis dahin musste im Winterhalbjahr das praktisch unisolierte Gebäude und somit auch unser Büro mit dem Kachelofen geheizt werden. Wurde das Einfeuern am frühen Morgen vergessen, betrug die Raumtemperatur oftmals nur 10 Grad – also nicht wirklich gemütlich. Oft gesellte sich aber Reginas Hund «Manis» zu mir ins Büro und schlief auf meinen kalten Füssen. Sowieso kam mir das PanEco-Büro oftmals als eine Art Treffpunkt von Berg am Irchel vor: Da es keine Klingel gab und die Türen eigentlich immer offen standen, kamen viele Menschen, welche meistens Regina suchten, einfach ins PanEco-Büro. So lernte ich gefühlt das halbe Dorf kennen. Gerne erinnere ich mich an die vielen Gespräche mit der Dorfbevölkerung. Der Beizer von nebenan, die Lädelibetreiberin, die Sekretärin vom Verlag schräg vis à vis, der alte Schreiner, der geschäftige Zimmermann, der Weinbauer, der Förster, der Pfarrer und natürlich der Pöstler. Sie alle kamen mehr oder weniger regelmässig im Büro vorbei – und die Aufzählung ist nicht abschliessend. Der Gemeinschaftsraum im Untergeschoss, welcher der Gemeinde übrigens jahrelang als Aufbahrungsraum diente, wird bis heute als Küche, Pausenraum und Sitzungszimmer genutzt. Der Charme des Gebäudes ist auch nach über 200 Jahren erhalten geblieben.

Gründung des Umweltbildungszentrums (UBZ) NeulandWeinland

Ein wichtiger Meilenstein wurde mit der offiziellen Gründung des UBZ NeulandWeinland erreicht. Mit unserem doch schon sehr erweiterten Kursprogramm konnten wir viele Menschen aus der Region ansprechen und für unsere Anliegen sensibilisieren. Die Zusammenarbeit mit den lokalen Schulen und Behörden funktionierte sehr gut und die Stiftung PanEco gewann in dieser Zeit in der Region viel Ansehen. Die lokalen Medien berichteten regelmässig über unsere Aktivitäten. Zu den absoluten Highlights im Jahr zählten unter anderem die Schafschur, zu welcher sich jährlich rund 100 Besucherinnen und Besucher inklusive vieler Kinder und Schulklassen auf dem Chileplatz einfanden. Aber auch der legendäre Samichlaus-Event im Wald, mit Chlaus, Schmutzli und zwei Eseli war fester Bestandteil des Programms und wurde von der Bevölkerung sehr geschätzt.

Die lokale Umweltbildung hatte bei PanEco einen festen Platz erhalten, welche oftmals auch an Kapazitätsgrenzen stiess. So entschieden wir uns schon bald auch Praktikantinnen und Praktikanten auszubilden, welche sich nach ihrem Studium in die Umweltbildung einarbeiten und erste Berufserfahrungen sammeln wollten. Dies geschah auch im Zeichen der nachhaltigen Entwicklung, welche PanEco schon zu dieser Zeit sehr stark lebte. Einige Praktikanten und Praktikantinnen sind uns zum Teil als langjährige Mitarbeitende bis heute erhalten geblieben.

Naturzentrum Thurauen – ein grosses Projekt geht in Planung

Die Etablierung im Bereich Umweltbildung war PanEco gelungen. Eingeschränkt waren wir einzig durch die Infrastruktur, welche es verunmöglichte, weiter zu wachsen,weil es zum Beispiel keine sanitären Einrichtungen und Gruppenräume für Veranstaltungen gab. Denn wenn 15 Schulkinder vor einer Exkursion gleichzeitig noch schnell auf die einzige Toilette mussten und diese auch von den Büromitarbeitenden genutzt wurde, kam es unweigerlich zu Engpässen.

So kam das vom Kanton Zürich geplante Grossprojekt «Hochwasserschutz und Auenlandschaft Thurmündung» wie gerufen. In einem Bewerbungsverfahren hatte sich PanEco als Betreiberin des neu zu schaffenden Zentrums beworben – und mit ihrer lokalen Verankerung und der langjährigen Erfahrung in der Umweltbildung den Zuschlag schliesslich auch erhalten. Obwohl es ein langer Weg war, vom ursprünglich geplanten «Infopavillon» auf dem Areal des TCS Campingplatzes in Flaach bis zur Projektierung des «Paradiso Zentrums» und heutigen Naturzentrum Thurauen, war es die Erfüllung eines grossen Traumes, ein lokales Naturzentrum mit Ausstrahlung und grossem Potential planen und aufbauen zu können.

Die Planungsphase des Naturzentrums habe ich als sehr kreative Phase in Erinnerung. Ideen waren gefragt, mögliche Umsetzungen abgeklärt und finanzielle Mittel generiert werden. Projektpartner wurden gesucht und viele Kontakte geknüpft. Ganz nebenbei lief der Betrieb des UBZ NeulandWeinland parallel weiter.

An den Spatenstich des Naturzentrums mag ich mich noch sehr gut erinnern. Es war kalt und nass – und niemand konnte sich das Zentrum zu diesem Zeitpunkt wirklich vorstellen. Im August 2011 war es dann schliesslich so weit. Mit einem schillernden Fest wurde das Naturzentrum Thurauen in Anwesenheit von Bundesrätin Doris Leuthard und Regierungsratspräsident Markus Kägi feierlich eingeweiht.

von: Sonja Falkner

Seit Eröffnung

Der grosse Andrang und die vielen positiven Rückmeldungen nach der Eröffnung zeigten, dass sich die Anstrengungen der letzten Jahre gelohnt hatten. Über 16‘000 Besucherinnen und Besucher strömten im ersten vollen Betriebsjahr ins Naturzentrum Thurauen. Schulen, Vereine, Private und sogar zwei chinesische Delegationen, die mehr über Gewässerschutz, Umweltbildung und die Renaturierung erfahren wollten, nutzten unsere Angebote. Schon nach kurzer Zeit hatte sich das Naturzentrum in der Region als Lernort und Ausflugsziel etabliert. Um die Balance zwischen unberührter Natur und Erholungsuchenden zu erhalten und zu fördern, wurde von PanEco ein Rangerdienst in den Thurauen aufgebaut.

Vergangene Sonderausstellungen

Seither haben sich nicht nur die Thurauen, sondern auch das Naturzentrum stetig verändert und weiterentwickelt. Die seit Eröffnung bestehende, permanente Ausstellung des Naturzentrums «Kosmos Auenlandschaft» wurde im ersten Betriebsjahr vorübergehend mit einem Input zum Thema Neobiota (invasive Tier- und Pflanzenarten) ergänzt, welcher anschliessend von der ersten grossen Sonderausstellung «Bienen» abgelöst wurde. Nach den  Bienen stand die Ringelnatter als eine typische Vertreterin der Auenlandschaft im Fokus und es fanden wechselnde Kleinausstellungen zum Thema Kunst und Natur statt. Die von 2017 bis 2018 gezeigte Sonderausstellung «Auenwald-Regenwald: Wie lange noch?» zeigte die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Auenwäldern und tropischen Regenwäldern auf und verwies damit die Verbindung zwischen dem Naturzentrum und dem Orang-Utan Schutzprogramm von PanEco. Nach Abschluss des Thurauen-Projekts überarbeiteten wir die permanente Ausstellung und konnten 2020 die aktualisierte Ausstellung  «Kosmos Auenlandschaft 2.0» präsentieren. Auch die vielfältigen Angebote des Naturzentrums wurden stetig überarbeitet, angepasst und weiter ausgebaut. Die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Region wurden initiiert und erfolgreich umgesetzt, eine Thurauen-App wurde lanciert und über 2000 Gruppen und Schulklassen lernten auf Exkursionen und Führungen die faszinierende Welt der Auen kennen.

Ausblick

Natürlich werden wir auch in den kommenden Jahren das Naturzentrum auf dem aktuellsten Stand halten. Die erneuerte permanente Ausstellung ist so konzipiert, dass die neuesten Daten und Erkenntnisse stetig eingegliedert werden können. Zudem werden wir etwa alle zwei Jahre eine andere Sonderausstellung zu einem Auen-Thema präsentieren.

Auf die Hauptsaison 2022 wird unsere Ausstellung um eine Station auf der Terrasse des Naturzentrums erweitert. Hier stehen die Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur im Fokus, insbesondere im Zusammenhang mit dem Klimawandel  – damit wird ein topaktuelles Thema aufgegriffen. Zudem wird der in die Jahre gekommene Erlebnispfad inklusive dem angegliederten  Gruppenplatz erneuert. Auf dem Rundgang durch das kleine Auenwäldchen wird weiterhin das direkte Erleben der Natur im Vordergrund stehen, während der Gruppenplatz zu einem Lehrplatz umgestaltet wird, bei dem der Schwerpunkt auf spielerischem Lernen und Entdecken liegt.

Meine Spende für Auenschutz und Umweltbildung
Freibetrag CHF
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