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Frieren Biber im Winter?

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Flora & Fauna Schweiz, Naturzentrum Thurauen
In den Frühlings- und Sommermonaten sind die Biber in den Thurauen bei Dämmerung sehr gut zu beobachten, im Winter entdecken wir Menschen vor allem die Frassspuren dieser anpassungsfähigen Tiere. Haben Sie sich auch schon gefragt, wie das Leben der Biber in der kalten Jahreszeit abläuft?

Frieren Biber im Winter?

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Flora & Fauna Schweiz, Naturzentrum Thurauen
In den Frühlings- und Sommermonaten sind die Biber in den Thurauen bei Dämmerung sehr gut zu beobachten, im Winter entdecken wir Menschen vor allem die Frassspuren dieser anpassungsfähigen Tiere. Haben Sie sich auch schon gefragt, wie das Leben der Biber in der kalten Jahreszeit abläuft?

Auf Nahrungssuche

Biber in den Thurauen.

Wie für die meisten Tiere ist auch für die Biber im Winter das grösste Problem, genügend Nahrung zu finden. Biber sind reine Pflanzenfresser und sie machen keinen Winterschlaf, entsprechend hoch ist ihr Nährstoffbedarf auch im Winter. Um ausreichend Futter zu finden, haben sie eine einzigartige Strategie bei der Futtersuche entwickelt: Biber fällen Bäume. In den Wintermonaten besteht ihre Nahrung zu ca. 80% aus Gehölz. Sie bevorzugen die Knospen und die zarte, dünne Rinde junger Zweige hoch oben in den Bäumen. Biber sind an ein Leben an und im Wasser angepasst, können aber nicht klettern. Deshalb ist das Fällen der Bäume die einzige Möglichkeit, an die begehrten Äste heranzukommen.

Rostende Zähne

Das entscheidende Werkzeug für den Baumschlag sind ihre Schneidezähne. Biber können mit ihren langen und scharfen Schneidezähnen sechsmal mehr Druck ausüben als wir Menschen. Die äussere Schicht ihrer Schneidezähne enthält Eisenablagerungen, was ihre auffällige orange Farbe erklärt. Der innere Teil der Schneidezähne enthält kein Eisen und ist deshalb weicher. Die beiden Schichten nutzen sich unterschiedlich stark ab und so schärfen sich die Zähne ständig nach.

Die orangen Schneidezähne im Bibergebiss stammen von Eisenablagerungen auf der Aussenschicht.

Wärmender Pelz

Doch nicht nur die Zähne der Biber sind besonders: Biber gehören zu den Tieren mit dem dichtesten Fell überhaupt. Am Bauch des Bibers, wo sich die besonders dichten Stellen befinden, wachsen pro Quadratzentimeter bis zu 23’000 Haare! Auf der gleichen Fläche sind bei uns Menschen nur ca. 500 Haare zu finden. Das Biberfell besteht hauptsächlich aus den zwei Haartypen Grannen- und Wollhaaren. Die Wollhaare sind sehr dicht und stark gewellt und können Luftpolster gut speichern. Die Grannenhaare sind länger und an der Spitze etwas breiter. Im Wasser legen sich diese Haare wie Ziegel übereinander und schützen so die Wollhaare vor Feuchtigkeit. Das dichte, strukturierte Fell und eine Fettschicht isolieren den Biber, damit er seinen Energieverbrauch im Winter reduzieren kann.

Die Kombination von Grannen- und Wollhaaren machen das Biberfell zu einem perfekten Wintermantel.

Der Wintervorrat

Doch was passiert, wenn das Gewässer zufriert, an dem der Biberbau liegt? Der Eingang liegt genügend tief und bleibt deshalb normalerweise eisfrei. Bei zugefrorenen Gewässern kommen die Biber aber nicht mehr so einfach an Land, wo sie ihr Futter suchen müssen. Darum legen sie an Gewässern, die im Winter häufig zufrieren, ein Nahrungsfloss an. Sie beginnen dafür bereits im Herbst, Äste und Zweige im Wasser in der Nähe ihres Baus aufzuhäufen. Mit herausragenden Stecken wird das Floss befestigt und das Eigengewicht drückt Äste und Zweige unter Wasser. Dort saugen sich diese mit Wasser voll und sinken in der Folge noch weiter ab. Endgültig fixiert wird das Nahrungsfloss durch die Eisdecke. So ist für die Biberfamilie ganz in der Nähe des Baus ein sicherer Vorrat angelegt, der bei gefrorener Eisschicht verfügbar ist.

Bestimmt entdecken Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang in den Thurauen die Spuren, die die Biber bei ihrer winterlichen Nahrungssuche hinterlassen!

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