Auf leisen Pfoten unterwegs: die Kleinsäuger

Auf leisen Pfoten unterwegs: die Kleinsäuger
Das Werkzeug, um die Kleinsäugetiere aufzuspüren: die Spurentunnels. Aus Holz gebaut, innen mit einem schmalen Papierstreifen und Tintenpads ausgestattet, werden sie für die Tiere zu unscheinbaren Durchgängen. Wer hindurchläuft, hinterlässt seine Trittsiegel. An drei Standorten in der Nähe des Naturzentrums stellten die Praktikantinnen ihre die Spurentunnels auf. Dabei achteten sie darauf, unterschiedliche Höhenlagen und Mikrohabitate abzudecken (am Boden, auf Ästen oder in der Nähe von Totholz), damit ein möglichst breites Bild davon entsteht, wer hier alles unterwegs ist.



Die Spurentunnels wurden in verschiedenen Lebensräumen und auf verschiedenen Höhen platziert. Auf dem Tintenfilz nehmen die Pfoten der Tiere Farbe auf, mit der sie dann auf den Papierstreifen Spuren hinterlassen.
Wer war hier unterwegs?
Den ganzen August über kontrollierten Alex und Michèle die Spurentunnels täglich, tauschten Spurenbögen aus und werteten die Tintenarchive aus. Dabei zeichnete sich bald ein klarer «Stammgast» ab: die Waldmaus (Apodemus sylvaticus, im Titelbild). Ihre kleinen, klaren Abdrücke waren oft deutlich zu sehen. Aber auch Trittsiegel von Haselmäusen (Muscardinus avellanarius) und Siebenschläfern (Glis glis) kamen regelmässig vor. Für die Praktikantinnen war es jedes Mal ein Highlight, wenn auf einem frischen Papierstreifen eine neue Tierart ihre Spuren hinterlassen hatte.



So sehen die Spuren aus (von links nach rechts): Trittsiegel des Mauswiesels, des Siebenschläfers und der Vorderfuss einer Waldmaus .
Erkenntnisse und Herausforderungen
Ganz klar zeichnete sich ab: Bilche (Siebenschläfer und Haselmaus) nutzen hauptsächlich die höher gelegenen Verstecke, während die Waldmäuse häufiger auch in den bodennahen Tunnels ihre Spuren hinterliessen. Ganz ohne Herausforderungen verlief das Sommerprojekt nicht. Spuren bestimmen ist eine Kunst für sich und von verschiedenen Faktoren abhängig. Manchmal musste das Team länger knobeln, um herauszufinden, von wem die Spuren stammen. Bei regnerischem Wetter fanden sich zahlreiche glitschigen Spuren von Schnecken, die angefressene Spurenpapiere hinterliessen. Bei heissem Wetter bestand hingegen die Gefahr, dass die Tintenkissen austrocknen.

Trotz dieser Hürden waren die Spurentunnels für die Praktikantinnen angehenden Umweltbildnerinnen eine spannende Reise in die Welt der unscheinbaren Waldbewohner. Sie haben nicht nur gelernt, die Abdrücke zu lesen und zu bestimmen, sie haben aber auch gelernt, dass bei einem wissenschaftlichen Projekt viele Faktoren eine Rolle spielen. Wir wissen jetzt: Auch in einer scheinbar stillen Augustnacht ist im Unterholz jede Menge los. Und dank der Spurentunnels konnten wir einen kleinen Einblick in dieses geheime Treiben gewinnen. Wer weiss, vielleicht sind die Spurentunnels auch im nächsten Sommer wieder im Einsatz. Denn es gibt bestimmt noch viele Pfotenpaare, die ihre Geschichte auf den Papierstreifen erzählen wollen.